Charmebolze ENRIQUE IGLESIAS schnulzig in Wien

Am 14. Dezember streikten zwar die Hausärzte, Enrique Iglesias aber nicht. Sex and Love ist das Motto der neuesten Welttournee des fleißigen Spaniers, der auch halt in der Wiener Stadthalle machte. SCHiCK Magazin war dabei, als er österreichische Damenherzen für mehr als 120 Minuten wummern ließ.

Ich habe kaum so viele Menschen vor der Wiener Stadthalle gesehen, die gleichzeitig Einlass verlangten, um ihrem Idol, in diesem Fall Enriquo Iglesias so nahe zu sein, wie es nur ginge. In diesen Zeiten von sinnlosem Terror bedeutet das vor allem eines: Kontrolle, Kontrolle, Kontrolle. Kein Wurfgeschoss, oder sonstige gefährliche Gegenstände sollten dem Star, oder dem Publikum gefährlich werden. Jeder Fan wurde von der Security von Kopf bis Fuß penibel kontrolliert. Hände in die Höhe und Taschen öffnen, war das Motto vor dem Eintritt. Die Fans nahmen es locker, auch wenn sie mitgebrachte weihnachtliche Keramiktassen, Sektflaschen, Selfie-Sticks, ja sogar Deosprays und Tampons abgeben mussten – also neue, noch verpackte. Selbstverständlich wurde alles nach dem Konzert zurückgegeben.

Als nun alle, gut kontrolliert, ihren Platz einnahmen, war warten angesagt, ein DJ stellte sein Pult auf die Bühne und beschallte das Auditorium mit langweiligen Beats. Ich vermute, er hat einfach eine MP3-Datei abgespielt und tat so, als würde er ein paar Regler drehen und Musik mixen. Die Veranstalter wollten mir nicht sagen, wer dieser Langweiler war. Doch nach 90 quälenden Minuten hatte das Publikum genug und sie pfiffen den Unglücksraben von der Bühne.

Bei Monty Python gab es mal eine Szene, in der ein Mann eine Mäuseorgel spielte und die Viecher in einer Art Tonleiter auf ein Brett nagelte und mit einem Hammer erschlug, sodass sie in C-D-E-F-G-A-H-C quietschten, bevor sie das Nager-Himmelreich erlangten, die Zuhörer jagten ihn von der Bühne, er wollte nicht aufgeben und nicht gehen. Doch der DJ an diesem Abend ging zum Glück.

Superstar Enrique Iglesias, einer der erfolgreichsten Künstler der Welt, betrat nun endlich die Bühne und 11.000 Menschen dankten ihm das und schmelzten zufrieden dahin. Der smarte Sänger weiß, wie man Damen, aber auch Herren in Verzückung versetzt, und schmetterte Hit auf Hit in die tobende Halle. Der 41 jährige Charmebolzen wurde nicht müde, im Gegenteil, er bot über zwei Stunden das, was er am besten kann, seine Fans musikalisch, immer und immer wieder zu überzeugen.

Als Fotograf darf man bei Konzerten immer nur drei Nummern ohne Blitz fotografieren, meistens verstecken sich Sänger bei eben diesen ersten drei Nummern in fast dunklem Bühnenlicht. Nicht so Señor Iglesias. Er kokettierte mit meiner Kamera, gab mir die Chance, ihn ins rechte Licht zu setzten. Ein Kollege von mir war wegen der langen Wartezeit ganz aufgeregt und nervös, plötzlich störte ihn meine Fototasche, sie war ihm im Weg, obwohl sehr viel Platz war. Irgendwas hat er in meine Richtung geflucht, wahrscheinlich seine Mittelmäßigkeit. Seine Fotos sind meist belangloser Durchschnitt, obwohl er sich bemüht und schon 30 Jahre im Geschäft ist.

Die geneigten Zuseher waren rundum zufrieden mit dem Gebotenen, nur manche Stadthallenmitarbeiter stöhnten, „Das ist nicht meine Musik“, doch Ihre Musik sollte es ja auch nicht sein.