SCHiCK MAGAZIN Das SCHiCKe Lifestyle Medium

4. August 2019

Sex, Drugs & Country Music in Haag

Die Letzten werden die ersten sein heißt es so schön. SCHiCK Magazin Redakteurin Hillevi Hofmann schaffte es zwar nicht zur Premiere von Shakespeares „Maß für Maß“ unter der grandiosen Regie des Bronski-Duos Alexander Pschill und Kaja Dymnicki beim Theatersommer Haag, durfte dafür aber der – laut Intendant Christian Dolezal – „wohl besten Vorstellung“ des Sommers beiwohnen. Neben dem traumhaft eingespielten Ensemble glänzte an diesem sommerlichen Freilufttheaterabend nämlich auch das Publikum.

Nach dem Sittenverfall ist vor dem Sündenfall oder Hang em High am Grätzlplatz

Wien anno 1582. Die von William Shakespeare im Stück fälschlicherweise in Italien angesiedelte Stadt Vienna/Wien rudert in babylonischem Ausmaße dem Untergang entgegen. Der amtierende Bürgermeister (grandioses Multikulti-Talent: Florian Carove) des von Regisseur Alexander Pschill und Kaja Dymnicki gestalteten Westernstädtchens, der sein Amt lediglich einer „b‘soffenen (Spritzwein)-G’schicht“ zu verdanken hat, ist psychisch wie physisch am Limit angelangt. Sex, Drug’s & Country Music – sowie der Fakt, nicht ernst genommen zu werden – ist sogar ihm mittlerweile „too much“. Und das heißt was. (Man stelle sich nur vor unser Wiener Exbürgermeister entsage freiwillig dem so geliebten Spritzwein.)

An seiner Statt soll fortan der spleenig-erzkonservative Angelo (zum Schreien komisch: Haag Intendant Christian Dolezal) das undankbare Amt mit viktorianischer Strenge übernehmen, bis er selbst als „Retter der Stadt“ am weißen Ross zurückkehren kann.

So wird aus dem rustikalen Wildwest-Puff von Angi Brunsback-Futschnigg (köstlich: Angelika Niedetzky), welches den Mittelpunkt des Bühnengeschehens einnimmt, schon bald ein Zufluchtsort gestrandeter Existenzen.

Darunter der Dorfplayboy Claudio (harrrr: Roman Blumenschein) und dessen „Honey-Bunny“-Partner Lucio (Josef Ellers in komödiantischer Bestform, sorgt für Szenenapplaus!) – beide ganz TARANTINO-ESQUE (man erinnere sich an die legendäre Kofferszene aus Pulp Fiction, wie wiederum von Tarantino aus dem 1955er Jahre Film „Kiss me Deadly“ geklaut wurde!), den alkoholdementen Halbadvokaten Ellbogen (was für eine rekordverdächtige 7-minütige „Hangover“-Performance von Boris Popovic, xund schaut das ja nicht aus!), sowie der Wiener Erzproleten-Strizzi Pompeius (unfuckingfassbar geil, Mundl ist reinkarniert als Frau: Doris Hindinger).

Diese Menage aus smart-perfiden Figuren bildet den eigentlichen Höhepunkt des Stückes. Der Wortwitz ist hier schneller als jede Schreddermaschine, die Frauen haben hier mehr Eier in der Hose als Clint Eastwood und John Wayne. Die charmanten Möchtegern-Gauner Ellers/Blumenschein erinnern an moderne Clowneske-Helden à la „Stan & Olli’“ und Futschnigg/Niedetzky / Vorzeigeproll Pompejus/Hindinger und der heuschreckartige Angelo/Dolezal zeigen hier ebenfalls ihr wahrlich komödiantisches Können.

Als Angelo, die inkarnierte Spaßbremse, also durch Zufall erfährt, dass Claudio dessen Frau Isabella (der weibliche Gary Cooper des Stücks: Charlotte Krenz)  mit deren Schwester Julia (Claudia Kainberger) betrogen und darüber hinaus auch noch geschwängert hat, sieht der machtgeile Ersatzbürgermeister Charles Bronson-mäßig Rot und verurteilt den notorischen Fremdgeher zum Tod durch Erhängen. „Hang em high“ am Grätzlplatz.

Hibiskus Tee statt Schnaps heißt inzwischen die Devise. Wer sich der täglichen Sitzordnung widersetzt wird kurzerhand getasert (großes Kino: Niedetzky und Ellers) Und Angelo, der Wildweststadtneurotiker, suhlt sich in seinem Sumpf aus Macht und Paranoia. Bis ihn die selbstbewusste Isabella um Gnade um ihren Mann Claudio erbittet. Doch mit einem hat Angelo fix nicht gerechnet: mit Amors fiesen Pfeilen. Verliebt wie ein Dorftrottel erpresst er die betrogene Ehefrau nach deren Abweisung ihm gegenüber und bietet ihr im großen Robert Redford-Stil (nicht eine Million Dollar, denn wir befinden uns ja noch immer in Wien) das Leben ihres Mannes für eine Nacht mit ihr an. Ein ganz schön unmoralisches Sonderangebot!

Und da kommt auch der Clou: Isabella will zwar tatsächlich das Leben ihres Mannes retten, pfeift aber auf die Opferrolle und den Treuebruch. Der „Robert Redford für (w)oarme“ zieht seine Konsequenzen.

Mithilfe ihrer Schwester und Freunde kann man den sexuell ausgehungerten Angelo dennoch mit einem simplen „bed-trick“ der sexuellen Straftat überführen (Paradox, nicht wahr?), sie selbst bleibt in der Position der Unschuld, der vermisste Bürgermeister (der Zorro-Priester, der nie wirklich weg war) kehrt als komischer Held zurück und liefert davor noch eine zum Schreien köstliche Spanisch-Szene ab, die den Zusehern wohl die letzten Lachtränen abverlangt.

Happy End und Alles auf Anfang im Wilden Westen: Claudio wird nicht gehängt jedoch von beiden Frauen verlassen, Angelo räumt das Feld samt Hund und Wanderrucksackl, Angi darf endlich wieder ihren Bürgermeister vögeln und Lucio bekommt doch noch die langersehnte Isabella. Sodom und Gomorra regieren wieder in Wien. Nach dem Sittenverfall ist vor dem Sündenfall, oder so ähnlich.

Wer hätte gedacht, dass Shakespeares einstiges „Problemstück“ zu einem so deliziösen Boulevard-Hit werden kann? Gut, mixt man Alexander Pschills erfolgreiche Bronski-Ingredienzien mit Christian Dolezals Visionen kann eigentlich nur eine knallgeniale wie teils auch leicht tiefsinnig, politisch aktuelle Komödie rauskommen. Schon 2015 durfte man sich bei „Reset“ in Haag die Seele aus dem Leib lachen (Josef Ellers sorgte auch damals schon für Lacher und Szenenapplaus!). Nun haben Dolezal, Pschill und Dymnicki in Haag erneut ein richtig „leiwandes“ Stück auf die Bühne gebracht, mit einem Ensemble wie es besser kaum harmonieren könnte.

Jede Rolle ist bis ins kleinste Detail herausgearbeitet, jeder für sich ist einzig-wie großartig in seinem Spiel. So etwas geht nur mit erfahrener Führung, gut pointierten, schnellen Texten, ausgezeichnetem Ton & unpeinlichen Musikeinlagen (Bravo Stefan Lasko! Die eingespielten Slapstick-Töne sind alle haarscharf am Punkt) und – last but not least – großartigen Schauspielern. Der zweite Akt hinkt dem ersten zwar minimal hinterher (liegt allerdings nicht am Regisseur sondern an der verkürzten Probenzeit), alles in allem passt hier aber einfach alles.

Und um noch einmal auf das Publikum zurückzukommen: das dürfte an jenem Abend wohl ausnehmend gut gewesen sein, denn Intendant Dolezal bedankte sich nach Applaus und Standing Ovations ganz offensichtlich gerührt bei seinen Zusehern, die seiner Meinung nach das Ensemble mit so viel Lachern positiv durch die Vorstellung geführt hatten. Die Schauspieler bestätigten das nach Vorstellungsende. Man sieht: es muss nicht immer die Premiere sein, um einen richtig guten Theaterabend zu erwischen 😉

Familie Ellersdorfer/Hofmann/Unger/Zuschnigg

Fazit: Knapp drei Stunden Slapstick-(Bronski, beinahe Oley)-Spaß vom Feinsten mit politisch aktueller Thematik! Ein Traum Ensemble mit ausgereifter Körperkomik. Slapstick rules auch in Haag. 

 

 

WEITERE SPIELTERMINE

5., 6., 11., 12., 13., 18., 19., 20., 24., 25., 26., 27., 31. Juli;
1., 2., 3., 8., 9., 10. August
Beginn jeweils zur „primetime“ um 20:15

BESETZUNG
Regie, Text, Bühne, Ausstattung: Alexander Pschill & Kaja Dymnicki
Musik:
Stefan Lasko(vic) & Stefan Galler

MIT
Angelika Niedetzky: Madame Angelique Brunsback-Futschnigg
Christian Dolezal: Angelo
Boris Popovic: Ellbogen
Charlotte Krenz: Isabella
Claudia Kainberger: Julia
Doris Hindinger: Pompejus
Florian Carove: Bürgermeister
Josef Ellers: Lucio/Ludovico
Roman Blumenschein: Claudio
Hannes Gastinger: Escalus

THEATERSOMMER HAAG
Hauptplatz 7, A-3350 Stadt Haag

WEBSEITE: www.theatersommer.at
FACEBOOK: www.facebook.com/theatersommerhaag

1. April 2019

„EINE FRAU. MARY PAGE MARLOWE“

Eine Frau. Vier Schauspielerinnen. Vier Lebensabschnitte. Ein Gesamtbild. Alexandra Liedtke brachte mit Tracy Letts „Eine Frau. Mary Page Marlowe“ ein grandios lebendiges Frauenschicksal auf die Bühne der Kammerspiele.

Ein Leben, das in elf Erinnerungsbruchstücken zum Gesamtbild wird.

Nach seinem mit dem Pulitzerpreis ausgezeichneten Drama „Eine Familie“ entwirft US-Erfolgsdramatiker Tracy Letts mit seiner Tragicom „Eine Frau. Mary Page Marlowe“ in knapp einem Dutzend Szenen das Leben einer Mittelstandsfrau „in the Middle of Nowhere“ – mit all ihren Höhen und Tiefen. Nicht chronologisch versteht sich. Wie in Tarantino’s „Pulp Fiction“ muss sich der Zuseher die verschiedenen Lebensabschnitte erst Szene für Szene zusammen basteln um am Ende den so vielschichtigen Charakter von Mary Page Marlowe zu verstehen.

Doch wer ist Mary Page eigentlich? Aufgrund des etwas widersprüchlichen Bühnenbildes von Volker Hintermeier denkt man anfangs unweigerlich an eine Showbiz-Persönlichkeit, einen verblassten Star wie die alternde Hedy Lamarr oder zumindest eine so freche Schriftstellerin wie Dorothy Parker. Falsch gedacht. Mary Page, das ist eine stinknormale Frau, die ihren Job als Steuerberaterin ebenso liebt, wie den Mittagspausen-Sex mit ihrem Chef (Roman Schmelzer übertrifft sich hier als strippender Liebhaber Dan). Eine Mutter, die die Tragödie um ihren Sohn ebenso emotional mit Alkohol betäubt wie die Erkenntnis, die Fehler ihrer Eltern weiterzuleben.

Sandra Cervik gestaltet die Rolle der promiskuitiven Mutter und Ehefrau Mary Page im mittleren Alterssegment mit einer derart vielschichtigen Emotionalität, wie man sie nur selten am Theater erlebt (zuletzt sah man Cervik derart stark in den Stücken „Hochzeit auf Italienisch“, „Die Kameliendame“ und „Sieben Sekunden Ewigkeit“). Mit Haut und Haar spielt sie die abwechselnd überdreht-leichtsinnige wie auch verletzlich-sensible Mittelstandsamerikanerin. Diese Frau ist Feuer und Eis. Himmel und Hölle wohnen in ihr.

Sorgt ihr „Schreimoment“ bei Ehemann Nummer 2 (tolles Spiel von Marcus Bluhm) zwar für einen Gänsehautmoment, hätte man das ohnehin schon fesselnde Bild noch eventuell durch einen Chor der vier Darstellerinnen ergänzen können. Doch auch so sorgt Sandra Cervik für ein eindrucksvolles Bild einer Frau auf der Suche nach sich selbst. Zerrissen zwischen mütterlicher und ehelicher Verantwortung, ihren Träumen von Selbstbestimmtheit und einem vogelfreien Leben (in Paris) wie auch den Niederlagen und der daraus folgenden Resignation.

Vom Säugling Mary Page bis hin zur fast 70-Jährigen  zaubert Regisseurin Alexandra Liedtke mit ineinandergreifenden Erinnerungsbruchstücken das dramatische Bild einer Frau im Kampf mit ihren inneren Dämonen, ihren Hoffnungen, Wendepunkten, Niederlagen und Einsichten. Werden hier die vier Schauspielerinnen (Livia Ernst, Johanna Mahaffy, Sandra Cervik, Babett Arens)  symbolisch in kühlem Blau dargestellt (für die tollen Kostüme zeichnet Su Bühler verantwortlich), stellt sich die Frage, warum man noch zusätzlich ein Tuch durch alle Lebenssituationen weiter reichen muss, um die Figur so derart plakativ zu kennzeichnen.

Auch das Verflechten der vier Frauen zu einer Person wäre vielleicht noch eine Spur eindrucksvoller gewesen, hätte man Cerviks‘ Mary Page im Gespräch mit ihrem Seelenklemptner (Raphael von Bargen) teilweise mit der kindlichen Stimme von Livia Ernst sprechen lassen wie ja auch das Kind Mary Page der Nachkriegsjahre teils durch Cerviks Stimme gesprochen wird.

Denn das von ihrer Mutter kritisierte Kind erkennt schon früh genug, dass das Leben kein Wunschkonzert ist. Während sie als Säugling die Alkoholexzesse und Streitereien ihrer Eltern (großartig: Silvia Meisterle und Nikolaus Barton) wohl nur peripher mitbekommen haben mag, erkennt das Schulmädchen Mary Page (Livia Ernst) längst die Probleme der mittlerweile alleinerziehenden, sich in Kritik übenden Mutter. Kein Wunder also, dass die 19-jährige College-Studentin Mary Page (neu am Haus und überzeugend: Johanna Mahaffy) weit anderes im Sinn hat als zu heiraten und Kinder zu bekommen.

Von ihren Freundinnen (sorgt mit ihrer lebendig-amüsanten Art für das Highlight des Abends: Gioia Osthoff und die nicht minder witzige „Tarotdame“ Swintha Gersthofer) lässt sie sich semi-professionell die Karten legen. Die letzte, die eine Karte wird sie ihr Leben lang begleiten. Auch dann noch, wenn die Tarot-Freundin längst an Krebs verstorben ist.

Doch es kommt im Leben immer anders als man will und so wird Mary Page Mutter zweier Kinder und Ehefrau dreier Männer. Erst im Alter, nach einigen Schicksalsschlägen, Alkoholvergiftungen und der daraus resultierenden Selbstreflektion scheint Mary bei Ehemann Nummer 3 (in seinem Element: Martin Zauner) endlich angekommen zu sein.

Sie hat längst ihre Strafe verbüßt, kann auf ein bewegtes Leben zurückblicken und noch einmal neu anfangen. Im Gespräch mit einer Krankenschwester (entzückend: Martina Ebm) schließt sich letztendlich der (Lebens-)Kreis um Mary Page Marlowe aus „Scheiß“-Kentucky.

Am Ende gleicht sie ihrer Quilt-Decke, die nach vielen Generationen endlich einer Reinigung bedarf. Brüchig, aber noch ganz.

Wohl verdienter und ehrlicher Applaus für das gesamte Ensemble!

 

TRAILER: Jan Frankl

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BESETZUNG

REGIE
Alexandra Liedtke

BÜHNENBILD
Volker Hintermeier

KOSTÜME
Su Bühler

MUSIK
Karsten Riedel

DRAMATURGIE
Cinja Kahl

LICHT
Sebastian Schubert


Mary Page Marlowe: Sandra Cervik
Mary Page Marlowe: Babett Arens

Mary Page Marlowe: Johanna Mahaffy
Mary Page Marlowe:
Livia Ernst/ Lilly Krainz

Louis Gilbert, Mary Pages Sohn: Johannes Brandweiner/ Jona Schneeweis
Wendy Gilbert, Mary Pages Tochter: Lisa-Carolin Nemec

Ed Marlowe, Mary Pages Vater: Nikolaus Barton
Roberta Marlowe, Mary Pages Mutter: Silvia Meisterle

Connie: Gioia Osthoff
Lorna: Swintha Gersthofer
Therapeut: Raphael von Bargen
Krankenschwester: Martina Ebm
Ben: Igor Karbus
Dan, Liebhaber und Chef: Roman Schmelzer
Ray, Ehemann Nr. 2: Marcus Bluhm
Andy, Ehemann Nr.3: Martin Zauner


Theater in der Josefstadt
Josefstädterstraße 26
1080 Wien

WEBSITE: www.josefstadt.org

 

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1×2 Karten für
„EINE FRAU. MARY PAGE MARLOWE“ am So, 12. Mai 2019 in den Kammerspielen

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14. März 2019

„Julius Caesar“ im neuen Gewand

Es ist das Jahr 44 vor Christus, die Iden des März stehen kurz bevor. Zumindest im Bronski & Grünberg Theater am Wiener Alsergrund. Ebendort inszenierte Helena Scheuba am vergangenen Freitag – treffend nahe an Caesars historischem Todestag – einen Shakespeare-Klassiker im modernen Gewand.

An der Macht sind hier nicht Lorbeerkranz-geschmückte Macho-Männer sondern grundsolide, starke Frauen – und ein unüblich sympathischer Brutus. Statt „How to get away with murder“ bekommt hier zuletzt jeder und jede seine (gerechte?) Strafe.

„Erneuerer wird man uns nennen und nicht Mörder.“

Kaum ein römischer Staatsmann ist heute noch so berühmt wie Julius Caesar. Er kam, sah, siegte – und bezahlte seinen Machthunger schließlich mit seinem Leben. „Gaius Julius Cäsar“ änderte den bis dahin bestehenden Mondkalender, führte das Schaltjahr ein und bestimmte sogar die Länge der Monate. Bis heute existiert der „julianische“ Kalender. Der wärmste Monat des Jahres, der Juli, ist ebenfalls nach dem großen Feldherren benannt. Dabei herrschte Caesar mit einer Eiseskälte.

Sein Ziel war von Anfang an klar: Der Römer aus reichem Haus strebte nach Macht wie kaum ein anderer, ging über Leichen und baute eines der größten Imperien der Geschichte auf. Er hatte Verbündete wie Feinde. Sein engster Verbündeter, Brutus, wird tragischerweise auch sein Mörder. Denn: Der wortgewandte Brutus (be-stechend gut gespielt von Josef Ellers) und eine Hand voll visionärer Senatoren erkennen die Gefahr bereits im Ansatz und wollen den Diktator zum Wohle Roms ermorden.

Bis hier ist eigentlich alles gleich. Mal abgesehen, dass Caesar eine Frau ist. Und was für eine! Sophie Aujesky mimt das römische Staatsoberhaupt mit einer derart weiblichen Stärke, dass Brutus, der „Verräter“ neben ihr zum Sympathieträger mutiert.

Sie, die erotisch Gekleidete im Zuhälter-Pelz, will das römische Reich unter ihrer Herrschaft umorganisieren und verbessern, lehnt dennoch genügsam die Krone ab. Taktisch clever. Frauenpower rules! Wie anders hätte man die Premiere besser ansetzen können als am internationalen Weltfrauentag.

Doch kurz vorweg: Um all diese Veränderungen überhaupt durchführen zu können, ließ Caesar sich einst zum Diktator auf Lebenszeit ernennen. Im damaligen Rom war das im Grunde gar nicht möglich. Kein Herrscher sollte (und soll!) über so lange Zeit allein über das Reich regieren dürfen. So änderte Caesar einfach kurzerhand das Gesetz. Den Senatoren, allen voran Cassius (Alma Hasun in Hochform!), gefiel das sowas von gar nicht. Für Rom, und nur für Rom, beschließen die Freunde ergo einen mörderischen Pakt.

Es kommt wie es kommen muss: Für den 15. März ist im Kapitol eine stinknormale Senatssitzung geplant. Caesar, gesundheitlich bereits abgeschlagen, will dennoch an der Versammlung teilnehmen. Ihr Mann, Calpurnia (wandelbar: Felix Krasser), bittet sie auf Knien, zu Hause zu bleiben. Im Traum habe er vorausgesehen, dass etwas Schreckliches passieren wird. Caesar, die Powerfrau, hadert erst, lässt sich schließlich doch von ihren Freunden und Vertrauten überreden und erscheint im Senat.

Der Plan geht auf, mit 23 Stichen wird Caesar just von jenen getötet, denen sie am meisten vertraute. Unter den Mördern ist auch der ehrenwerte Brutus. Und wenn es noch so wunderlich erscheinen mag, Brutus ist auch nach diesem „Vatermord“ (denn Caesar liebte ihn wie einen Sohn) noch immer ein ehrenwerter Mann.

Wäre da jetzt nicht auch noch Marc Anton (hier ebenfalls eine Frau, sehr schön und klug gespielt von Franziska Hetzel). Sie weiß mit Worten ebenso weise zu jonglieren wie ihr Widersacher Brutus. Zutiefst getroffen über Caesars unwürdigen Tod reicht sie den Mördern ihrer großen Freundin dennoch die Hand. Nicht, weil sie sich mit ihnen verbünden will. Nein, ihr Plan ist viel perfider. Sie schwört auf Rache. Erst mit klugen Worten, dann erst mit Taten.

Helena Scheuba, die nach „#Werther“ und „Richard III“ bereits zum dritten Mal im Bronski & Grünberg inszeniert, lässt den Figuren genug Freiraum, um die eigene Persönlichkeit in die Rolle einfließen zu lassen. Dadurch entsteht eine Authentizität, die einen erschaudern lässt. Alma Hasun verkörpert Cassius so voller Leidenschaft für die „gute Sache“, dass es vollkommen gleichgültig ist, ob Cassius nun ein Mann ist oder eine Frau. Josef Ellers spielt Brutus, der grob gesehen der schlimmste im Bunde ist, so souverän, dass man in ihm den stillen Helden der Stunde sehen muss. Seine Liebe zu Caesar und seine Liebe zum Volk stehen dabei in keinem Widerspruch.

Es ist nicht Cassius der ihn erst zu dieser grauenvollen Tat überreden muss. Nein, er hätte es auch selbst getan, ganz ohne Mittäter. Dennoch steht ihm der Schmerz über den Tod der Freundin ins Gesicht geschrieben. Die Augen sind tränengefüllt, während die Lippen zufrieden über die geglückte Sache lächeln. Wie Cassius und Co bezahlt auch er zuletzt mit seinem Leben. Gänsehaut garantiert.

Samatha Steppan (gleich in mehreren Rollen) sticht ebenso durch ihr schnelles wie auch tragisch-komisches Spiel hervor. Das Bühnenbild von Niklas Murhammer und Pauline Scheuba ist dezent in den Hintergrund gerückt und mit amüsant bearbeiteten Plakaten dekoriert. Das Spiel steht hier im Vordergrund – und das ist gut so.

Caesars Geschichte und die der „Befreier Roms“ bleibt wohl für immer unvergessen. Zahlreiche Werke der Weltliteratur erzählen davon.  Regisseurin Helena Schauba hat es mit einem perfekt eingespielten Ensemble und ihrer guten Seele, Regieassistentin Raphaela Böck (auch für die Kostüme verantwortlich), erneut geschafft, ein Shakespeare Werk modern, alltagstauglich und auch mit der richtigen Prise Humor zu erzählen. Ganz großes Theater. Bravo!

Unter den Premierengästen waren neben zahlreichen Künstlern (u.a. Josefstadt-Star Christian Nickel) und Künstlereltern auch Kabarettist und Staatskünstler Florian Scheuba (zusammen mit Werner Sobotka), der nach dem stürmischen Applaus wohl mehr als stolz auf seine Tochter war.

Rom. Eine Stadt erzittert in ihren Grundfesten, denn Neid und Machtgier regieren den Senat und Caesar greift nach der absoluten Herrschaft. Doch nicht alle sehen diesem Aufstieg gerne zu, nicht alle leben gern im Schatten einer Gottheit. Es gilt den Kampf anzutreten für das Wohl der Republik und sich einen Platz in der Geschichte zu sichern. Ein Bündnis formt sich, mit dem Ziel dem Land die Freiheit zu schenken. Oder geht es doch nur um das eigene Streben nach Ruhm und Ehre? Wird die Gier nach Macht ihren Preis bezahlen? Nur eines ist sicher: Italien wird brennen und das ganze Reich wird sich erheben im Geist der Rebellion.

PROBENFOTOS:

 

BESETZUNG

Regie & Übersetzung: Helena Scheuba
Regie- & Produktionsassistenz: Raphaela Böck
Bühne: Niklas Murhammer & Pauline Scheuba
Kostüm: Raphaela Böck

mit Sophie Aujesky, Josef Ellers, Alma Hasun, Franziska Hetzel, Felix Krasser, Samantha Steppan

 

BRONSKI & GRÜNBERG
Müllnergasse 2
1090 Wien

WEBSEITE: www.bronski-gruenberg.at
FACEBOOK: www.facebook.com/bronskigruenberg

 

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„JULIUS CAESAR“ am So, 28. April 2019 im Bronski

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17. Februar 2019

EXORZIST: Rasante Teufelsaustreibung im Bronski

Einen teuflisch guten Angriff auf die Lachmuskeln gab es am vergangenen Donnerstag und Freitag im legendären Bronski & Grünberg Theater. Dort spielte sich Dominic Oleys Teufelstruppe samt Bronski-Neuzugang und Burgstar Fabian Krüger amüsant-rasant die Seele aus dem Leib.

Der Exorzismus ist wieder in Mode. Vorbei die Zeiten blutgetränkter Kruzifixe und bewegungselastischer Teenager mit „out-of-bed“-Haaren und vollgekotzten Nachthemden. Seit dem Valentinstag wird auch in Wien wieder das Böse ausgetrieben – natürlich mit fatalen Folgen. Bei Regisseur Dominic Oley endet der „Bronski-Exorzismus“ mit teuflisch schmerzhaften Lachkrämpfen – und Alice Cooper-Augenringen. (Wasserfeste Wimperntusche nicht vergessen! Sie werden Rotz & Wasser lachen). Eines muss man dem deutschen Wahlwiener wirklich lassen: Komödie schreiben, spielen und inszenieren kann er.

Für all jene, die jetzt nie in einem erzkatholischen Klosterinternat psychischen Schaden nehmen mussten oder an denen auch einfach nur der Kelch am einstigen Gruselschocker („The Exorcist“) von William Friedkin aus dem Jahre 1973/74 vorübergegangen ist, denen sei gesagt: Der Exorzismus bezeichnet jenes Ritual, bei welchem Dämonen oder der Teufel von einem Geistlichen aus Mensch, Tier oder einem Ort ausgetrieben werden. Aber das wussten sie ja schon, nicht wahr? (grusliges Lachen off).

Ärzte erklären dieses Verhalten in der modernen Medizin hingegen als Symptomatik einer organischen Krankheit oder psychischen Störung. Typische Symptome für eine sogenannte „Bessenheit“ sind neben epileptischen Anfällen ein abrupter Wechsel des Charakters, Tobsucht, Hysterie, obszönes Fluchen, ungewöhnliche Kräfte und natürlich Aggression gegen alles Religiöse. Alles, Dinge, die sowohl in einem Horrorfilm wie im Boulevardtheater funktionieren.

In seinem neuesten Bühnenwerk zaubert Alround-Talent und Comedy-Connaisseur Dominic Oley (nach Erfolgen wie „Titanic„, „Der Spieler“ oder „My funny Valentino„) im kultigen Bronski & Grünberg Theater aus William Friedkins grüngekotzer Filmvorlage ein dämonisch gutes und vor Pointen sprühendes Stück hervor. Obszöne, schreiende Blasphemien der schaurig-schönen „The Ring“-Tochter inklusive.

Und auch wenn Oley sehr, sehr frei nach Friedkin aufspielen lässt, so ist doch zumindest das Grundgerüst das selbe: Die (hier) aus Griechenland stammende und nicht altern wollende Schauspielerin und Olivenölbaronin Nanni (wow: Elisa Seydel) hat seit einiger Zeit Probleme mit ihrer, nun, wie sagt man halbwegs charmant…. verhaltensauffälligen Tochter Ronaldrea (großartig gruselig wie komisch: Johanna Prosl). Auch bei den Namen hat Oley in Bezug auf den Film seinen Sinn für Humor bewiesen. Das hinterfotzige Personal, Karl (Burgstar Fabian Krüger in Bestform) und Wilma (eindrucksvoll: Michou Friesz in teuflisch guter Maske!), will die exzentrische Schauspielerin obendrein nach Strich und Faden ausnehmen.

Das „Kindermädchen“ Traudl (zum Schreien: Daniela Golpashin) muss sich beinahe zwanghaft an einem einst zum Priester konvertierten Ex rächen. Den griechisch-stämmigen Pater Dorian Gyros gibt Rafael Schuchter in einer schweisstreibend-endgeilen Performance zum besten. Stehvermögen hat dieser Mann, das muss man ihm lassen.

Als Nanni nun diese Auswahl an hinterlistig-narzisstischen Charakteren auf einer abendlichen Home-Party versammelt, auch um Erotikfilm-Regisseur Puke („Kotze“) Darrings (David Oberkogler) auf ihr verschollenes Drehbuch anzusprechen, schaut auch noch Pater Gyros auf Tzatziki und Olivenschiffchen vorbei. Keinesfalls aus reiner Menschenliebe versteht sich. Im Auftrag des Bischofs (großartig: Serge Falck) soll er Spenden für den Vatikan (und des Bischofs venezianische Badezimmer) erschleichen.

Die Spendenfreude der reichen Griechin will allerdings nicht so recht fruchten und so greift der verzweifelte Pater zu drastischeren Mitteln. Er behauptet, Nannis Tochter Ronaldrea wäre – no na – vom Teufel besessen. Hier helfe nur noch das ganz, ganz große Exorzismus-Paket. Die XXL-Kosten natürlich exklusive Mehrwertsteuer.

Während der in Dean-Martin-Romantik getunkten Szenerie (die Bühne wie immer einwandfrei gestaltet von Kaja Dymnicki, die coolen Bronski-typischen Kostüme top von Julia Edtmeier) mischt ihm die auch nicht ganz astreine Nanny (Golpashin) bühnenwirksam Viagra in das Wasser und eine höchst amüsante Beicht-Session nimmt ihren Lauf. Oley mischt dabei die Schenkelklopfer-Sprüche so kühn (und auch so derb) unter die rasanten Dialoge, dass man sie mitunter erst Sekunden später kapiert. Und da passiert auch schon der Nächste.

Es kommt wie es kommen muss: Das an den Stuhl gefesselte Horrorkind wird wieder zahm, die Sünden vergeben und der Teufel sucht sich nach neuen Opfern um.

Die österreichische Neue Kronen Zeitung zitierte übrigens im Jahre 1974 nach der Premiere des Filmes den Manager des Kinos in London: „Am Ende des Films war unser Theater eher ein Erste-Hilfe-Platz als ein Kinosaal. […] 20 Männer und Frauen, alle mit grünen Gesichtern, mussten wir mit Riechsalz behandeln. Etwa zehn Prozent unserer Besucher verließen die Vorführung vorzeitig.“

Nun, bei Oley und seinen Spielern lacht man sich ebenfalls grün und blau. Verlassen hat das bis auf den letzten Sitzplatz ausverkaufte Stück allerdings niemand. Das „Riechsalz“ in Form von Spritzwein und Co gab es anschließend mit den erleichterten Akteuren an der hauseigenen Flamingobar. Und für die  in Theaterkreisen so gefürchtete „Zweite“ hat an diesem Abend einfach alles perfekt geklappt.

Fazit: Nicht eine einzige Minute Langeweile. Ein Abend, bei dem man brennt, dass er nicht enden möge. Ein Stück, welches man durchaus öfter sehen sollte, weil ja der Teufel bekanntlich im Detail steckt.

Bleibt zu hoffen, dass Dominic Oley und das Bronski-Team uns noch mit vielen weiteren Stücken das böse Grau des Alltags austreiben mögen.

 

 

WEITERE SPIELTERMINE
28.2./04.3./16.3./23.3./25.3.

 

BESETZUNG
Text und Regie: Dominic Oley
Bühne:
Kaja Dymnicki
Kostüm:
Julia Edtmeier

MIT
Nanni: Elisa Seydel/ Ronaldrea: Johanna Prosl/ Wilma: Michou Friesz/ Karl: Fabian Krüger/ Traudl: Daniela Golpashin/ Puke Darrings: David Oberkogler/ Bischof: Serge Falck/ Pater Gyros: Rafael Schuchter

BRONSKI & GRÜNBERG
Müllnergasse 2
1090 Wien

WEBSEITE: www.bronski-gruenberg.at
FACEBOOK: www.facebook.com/bronskigruenberg

 

WIR VERLOSEN
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„EXORZIST“ am 4. März 2019 im Bronski

plus ein Getränk ihrer Wahl

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16. Februar 2019

„Glaube und Heimat“: Der K(r)ampf mit dem Glauben

Wenn unser Glaube nicht mehr siegen kann,
dann sind wir jenseits von Eden

Das Schicksal zweier Tiroler Bauernfamilien ist Grundlage für Karl Schönherrs dramatisches Volksstück, welches am Valentinstag im Theater in der Josefstadt unter der Regie von Stephanie Mohr Premiere feierte.

„Glaube und Heimat“ lautet der Titel des gottesfürchtigen Stückes aus dem Jahre 1901, basierend auf der wahren Geschichte der Vertreibung von 427 Zillertaler Protestanten von 1837.

Erzkatholisch, wie ein entgleister Katholik sagen würde. Doch es wäre nicht Erfolgsregisseurin Stephanie Mohr , wenn sie nicht auch aus diesem Stück das Beste rausgeholt hätte. Wenngleich das Stück modern und kühl ins Heute inszeniert vielleicht noch etwas besser gefruchtet hätte. Ihr Ensemble besticht durch ein wunderbar emotionales Zusammenspiel und ausnehmend starke Charaktere. Das Drumherum: gewöhnungsbedürftig – zumindest für die Josefstadt.

Glauben oder nicht glauben – das ist hier die Frage! Obwohl es ihn Haus und Hof kosten wird, bekennt sich Bauer Christoph Rott (überzeugend: Raphael von Bargen) zum protestantischen Glauben. Vater und Großvater Trott sollen mitsamt den anderen „Ungläubigen“ ob ihres lutherischen Glaubens aus ihrer Heimat verwiesen werden, der aufgeweckte Bauernsohn „Spatz“ (erfrischend: Swintha Gersthofer) jedoch mit Mutter (wow: Silvia Meisterle) und Großmutter zurückbleiben. Gilt es doch, zumindest ihn im „rechten“ Glauben zu erziehen. Da stürzt sich der abenteuerhungrige Spatz allerdings lieber vom Dach – und in den sicheren Tod.

Trotz des Schmerzes um sein totes Kind reicht der geschundene Vater Rott (Gänsehautmoment bei Raphael von Bargen) dem apokalyptischen Reiter des Kaisers (stark: Claudius von Stolzmann) versöhnend die Hand.  Anders als in Schönherrs  Original streichelt der Reiter zuletzt über sein Schwert anstatt es zu brechen.

Drama, Baby, Drama. Wäre da nicht der erfrischend spleenige „Hofimmobiliensammler“ Englbauer (Nikolaus Barton), der der tristen Szenerie zumindest eine Prise von Humor einhaucht und Nachkommen produziert wie am Fließband.

1910 uraufgeführt und ein Jahr später mit dem Grillparzerpreis ausgezeichnet will dieses Volksschauspiel irgendwie so gar nicht recht in die immer jünger werdende Josefstadt passen, auch wenn Hausherr Herbert Föttinger sich ganz bewusst den Themen der Flüchtlingsproblematik verschrieben hat. Das Thema ist aktuell, keine Frage. Das Stück vielleicht doch eine Spur zu antiquiert. Sind es die kargen Bauernstuben (Bühnenbild: Miriam Busch), die uns ans Eckerlstehen bei Großmutter am Land erinnern der warum schnürt es einem die Kehle beim Anblick dieser tristen „Heimat“ zu?

Da sind wie schon beim Thema: Glaube und Heimat, das ist doch inneres und äußeres Daheimsein. In sich, bei sich. Mit Menschen, die einem lieb und teuer sind. So ziemlich jeder Mensch wünscht sich das. Glaube (an was auch immer) und Heimat (wo und mit wem auch immer) miteinander in Verbindung bringen zu können, ist sicher eines der Grundbedürfnisse des Menschen. Und seinen Glauben (aus)leben zu dürfen, wo man sich ganzheitlich daheim fühlt gehört mit Sicherheit zu den elementarsten Wünschen eines religiösen Menschen.

Doch nicht überall ist das auch umsetzbar. Selbst wenn wir das Jahr 2019 schreiben. Noch immer (wie traurig ist das eigentlich?) müssen Gläubige aufgrund ihres Glaubens fliehen. Sehen Sie die Ironie? Wir fliegen zum Mond und bald auch zum Mars, aber die Heimat wird vielen noch immer aufgrund ihres Glaubens entrissen.

Das, was einst für die evangelischen Christen nach enormen Hindernissen schließlich zur Gründung einer evangelischen Pfarrgemeinde führte, war für einen Teil der Katholiken beinahe der Untergang.

Spannend, wo doch im Jahr 1781 von Joseph II. ein Toleranzpatent erlassen wurde, welches doch eigentlich ein privates Religionsexercitium im Kaiserreich erlaubte. Überall dort, wo mehr als 500 Personen oder mehr als 100 Familien lebten, durften auch eigene Bethäuser gebaut werden. In Tirol ging man damit jedoch ganz eigen um.

Neben den vielen starken Männerrollen besticht Silvia Meisterle in der Rolle von Rotts Weib vor allem durch ihren innerlichen Kampf zwischen Liebe und religiösem Gehorsam. Denn trotz ihrer tiefen katholischen Überzeugung schlägt sie sich schließlich auf die Seite ihres Mannes. Und Kyrre Kvam? Der macht was er am besten kann: Als geist-reicher Clown zeigt er sein großes musikalisches Talent.

In weiteren Rollen brillieren Oliver Huether als Landarzt Bader, Michael Schönborn als gewiefter Schuster, Lukas Spisser als humoriger Gerichtsschreiber und ganz besonders Roman Schmelzer (so gut war er nie!) und Alexandra Krismer als Ehepaar Sandperger.

Das Premierenpublikum dankte es dem Ensemble mit Jubel und Applaus.

 

 

TRAILER
(Produktion: 
Jan Frankl)

[su_youtube url=“https://youtu.be/sLApWOnB3xY“ width=“1420″ height=“600″] [/su_youtube]

 

BESETZUNG

REGIE
Stephanie Mohr

BÜHNENBILD
Miriam Busch

KOSTÜME
Alfred Mayerhofer

MUSIK
Kyrre Kvam

DRAMATURGIE
Matthias Asboth

LICHT
Manfred Grohs


Christoph Rott, ein Bauer: Raphael von Bargen
Spatz, sein Sohn: Switha Gersthofer

Rottin, sein Weib: Silvia Meisterle

Alt-Rott, sein Vater: Michael König
Peter Rott, sein Bruder: Gerhard Kasal

Englbauer von der Au: Nikolaus Barton
Der Reiter des Kaisers: Claudius von Stolzmann

Gerichtsschreiber: Lukas Spisser
Bader: Oliver Huether

Sandperger zu Leithen: Roman Schmelzer

Sandpergerin: Alexandra Krismer

Schuster: Michael Schönborn

Mutter der Rottin: Elfriede Schüsseleder

Unteregger: Igor Karbus

Kesselflick-Wolf : Ljubisa Lupo Grujcic

Straßentrapperl: Susanna Wiegand

Ein Soldat: Jörg Reifmesser
Trommler: Kyrre Kvam

 

Theater in der Josefstadt
Josefstädterstraße 26
1080 Wien

WEBSITE: www.josefstadt.org

 

17. Dezember 2018

„DER BAUER ALS MILLIONÄR“

KÖPPLINGERS „GEIST-REICHES“ ZAUBERMÄRCHEN

Am vergangenen Donnerstag gab’s mit dem Biedermeierklassiker„Der Bauer als Millionär“ nach 15 Jahren erstmals wieder einen waschechten und dennoch aktuell anmutenden Raimund im Theater in der Josefstadt zu sehen. Regisseur und Gärtnerplatztheater-Intendant Josef E. Köpplinger verwandelte das längst verstaubte Zaubermärchen in eine höchst geistreiche Rummelplatz-Inszenierung.

Wie ein Neo-Millionär zum Aschenmann wird und durch Läuterung zur Zufriedenheit gelangt

Die etwas in die Jahre gekommene Geschichte des über Nacht zu großem Reichtum gelangten Bauers Fortunatus Wurzel (ja, Michael Dangl schafft auch diesen Spagat einwandfrei!) und seiner Vertragsbrüchigkeit gegenüber der Feen – und Geisterwelt ist Dank Josef E. Köpplingers Einfallsreichtum endlich dem Kostüm der verstaubten Biedermeier-Stücke entstiegen. Zuletzt stand Raimund im Jahr 2003 mit „Der Alpenkönig und Menschenfeind“ mit Herbert Föttinger als Rappelkopf am Spielplan des Josefstadttheaters.

Unerwartet schwungvoll und geistreich (was man nicht alles aus dem Wort „Geisterreich“ zaubern kann im Bühnenbild von Walter Vogelweider) gestaltete sich nun die Premiere von Raimunds  „Der Bauer als Millionär“ am Theater in der Josefstadt am Premierendonnerstag. Köpplinger lässt seinem Ensemble wie immer genug Raum, um die eigenen feinen Nuancen in der Darstellung herauszuarbeiten, die enorme Spielfreude von Oley, Niedermayer, Grujcic und Pschill ist dabei kaum zu übersehen. 

Neben Michael Dangl‘s feintönigen wie emotionalen Couplets (die kann er halt wirklich), die in der Josefstadt fast immer einen politisch-aktuellen Touch bekommen,  sticht vor allem das berühmte Abschieds-Duett „Brüderlein fein“ mit einer bezaubernd glasklar singenden Jugend (wow: Theresa Dax) hervor. Der Besuch des „hohen Alters“ (Wolfgang Hübsch hat an diesem Abend wohl einige an Oscarpreisträger Anthony-Hopkins erinnert) erntet durch seine unaufdringliche Wandlungsfähigkeit ebenso viel Szenenapplaus vom Publikum.

Neben all den fein heraus gearbeiteten Charakteren fällt lediglich Wurzels Ziehtochter Lottchen (Lisa-Carolin Nemec) ein klein Wenig aus dem Rahmen der sonst so überzeugenden Darstellungen. Während Tobias Reinthaller (der arme Fischer Karl Schilf) durchaus als verliebter Gockel überzeugt, kann Nemec hier leider nur mit überzogener Dramatik aufwarten. Weniger wäre da mehr gewesen. Ein verliebtes Leuchten in den Augen überzeugt sicher mehr als ein dramatisches zu-Boden-Werfen. 

Das perfekte Zusammenspiel von Neid (oh, wie dieser Mann amüsant Giftnattern versprühen kann: Martin Niedermair) und Hass (Dominic Oley – in irrwitziger „Woody Harrelson-Optik“ – liegt das Komödienfach einfach im Blut) wird hier zum absoluten Highlight des Abends. Unterstrichen wird dieses schwungvolle Duo (Kostüme von Alfred Mayerhofer und Maske haben hier wirklich gute Arbeit geliefert!) noch von Ljubisa Lupo Grujcic und Oliver Rosskopf als perfide Diener des Hasses.

Auch „Bronski & Grünberg“ – Gründer Alexander Pschill sorgt in der Rolle des schwäbischen Magiers Ajaxerle von Beginn an für jede Menge Lacher und bringt mit seinen Kollegen beinahe einen Hauch „Bronski“ auf die Bretter der Josefstadt.  

Im Gegensatz zu diesen schillernden Figuren besticht Julia Stemberger in der Rolle der „Zufriedenheit“ durch schlichte Eleganz und Komik. Ja, es hat sich wohl doch endlich aus-ge“wessely“t. Johannes Seilern (Lorenz) und Paul Matic (der Habakuk in grandios komischem Kostüm) agieren famos in den Rollen von Wurzels Kammerdiener und Bedienstetem. Und Alexandra Krismer? Die überzeugt auch gesanglich in der Rolle der auf ihr Wolkenschloss verbannten Zauberfee Lakrimosa. Auch Belush Korenyis musikalischer Beitrag wie immer TOP!

Alles in allem hat Josef E. Köpplinger seinem guten Namen als Erfolgsregisseur alle Ehre gemacht und für einen höchst vergnüglichen, wie auch nachdenklichen Abend rund um das Thema Anstand, Moral, menschliche Schwächen und wahre Liebe gezaubert. Und das auf einem Rummelplatz der geist-reichen Eitelkeiten und Gestalten. 

 

 

TRAILER: Jan Frankl

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B E S E T Z U N G

REGIE
Josef E. Köpplinger

 

BÜHNENBILD
Walter Vogelweider

KOSTÜME
Alfred Mayerhofer

 

THEATER IN DER JOSEFSTADT
Josefstädter Straße 26
1080 Wien

WEBSITE: www.josefstadt.org
FACEBOOK: www.facebook.com/TheaterinderJosefstadt

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„DER BAUER ALS MILLIONÄR“ am Mi, den 23. Jänner 2019

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10. November 2018

Très SCHiCK: „Acht Frauen“ und ein meisterhafter Hauspatron

Herbert Föttinger hat ein Gespür für gute Stoffe und starke Frauen. So brachte der Josefstadt-Hausherr am vergangenen Donnerstag (8.11.) erneut einen Filmklassiker auf die Bühne der Kammerspiele. Die französische Krimikomödie „Acht Frauen“ punktete vor allem durch ein gut geführtes, amüsant durchtriebenes Damenensemble.

An einem verschneiten Wintermorgen passiert auf einem abgelegenen, französischen Landsitz ein grausamer Mord. Der einzige Herr des Hauses, (nein, nicht Herbert Föttinger!), wird mit einem Messer im Rücken aufgefunden. Der „Täter“ befindet sich just unter jenen acht Frauen, die sich zum Zeitpunkt des Mordes im von der Aussenwelt komplett abgeschnittenen Haus aufhielten. Was folgt ist ein aberwitziges Verhörspiel aus Sex, Intrigen und Geld. 

Gaby, die feudale Frau des Hauses (großartig facettenreich: Susa Meyer) hat gerade ihre schicke Tochter Susanne (bezaubernd: Swintha Gersthofer) vom Bahnhof abgeholt, die über die Weihnachtsfeiertage aus England angereist ist. Als die beiden Frauen ins eingeschneite Anwesen der Familie zurück kehren geht der typisch vorweihnachtliche (Familien-)Wahnsinn auch schon los. Im Haus: Susannes trinkfreudige Großmutter Mamy (köstlich, wie diese aus dem Rollstuhl hüpft: Kammerschauspielerin Marianne Nentwich), ihre rotzfreche Teenie-Schwester Catherine (Josefstadt-Neuling Anna Laimanee), Hausköchin Chanel (geheimnisvoll: Isabella Gregor),  das neue und überaus laszive Hausmädchen Louise (so so sexy: Silvia Meisterle), sowie ihre verschroben neurotische Tante Augustine (sorgt für die Lacher des Abends: Sandra Cervik). 

Einzig Susannes Vater Marcel hat sich noch nicht blicken lassen.  Aus gutem Grund wie sich später herausstellen wird. Die aufgesetzte Vorweihnachtsstimmung findet ein jähes Ende, als Louise den Hauspatron blutüberströmt und mausetot – mit einem Messer im Rücken – in dessen Zimmer vorfindet. Selbstmord somit ausgeschlossen.

Nachdem sich zu den sieben „desperaten Hausfrauen“ schließlich auch noch Marcels mysteriöse Schwester Pierette (ungewohnt in der Rolle der „femme fatale“: Pauline Knof) gesellt, ist das tödliche Oktett perfekt. Denn jede der Damen scheint nicht nur ein Motiv, sondern auch noch mehr als ein Geheimnis zu haben. 

Wer den Film mit der großen Deneuve, Huppert, Ardant und Béart nicht ohnehin schon acht mal gesehen hat dem sei gesagt: der Täter wird hier nicht verraten. Auch nicht das Motiv.

Das Theaterstück „Huit femmes“ von Robert Thomas (1927-1989) dient dem „Krimi-Komödien-Musical“ als literarische Vorlage rund um das starke Frauenensemble der Josefstadt. Susa Meyer und Silvia Meisterle stechen mit ihrem authentischen Spiel dennoch aus der ohnehin schon so starken Frauenschar hervor, Kammerschauspielerin Sandra Cervik zeigt in der Rolle der hypochondrischen Jungfrau ihr großes Talent für’s Komödienfach. 

Die Spielfreude und das pointierte Zusammenspiel der so bunt zusammengewürfelten Frauen spürt man bis in die letzten Reihen. Auch ihre Liebe zur musikalischen Performance.

Die klassische Agatha-Christie/Miss-Marple-Situation eines Samstagnachmittag-Krimis geht hier  Dank des vintage-grauen Bühnenbildes von Ece Anisoglu auf. Herbert Föttingers Gespür für das Komödienfach ist unübersehbar. Als Regisseur lenkt er das weibliche „Schlachtschiff“ gleich einem erfahrenen Kapitän und lässt den Schauspielerinnen dennoch jene Freiheit, die es braucht, um so mannigfaltige wie tiefsinnige Charaktere entwickeln zu können.

Was in der Filmfassung von Francois Ozon allerdings besser zur Geltung kam waren just jene Songs, die in dieser Screwball-Komödie so passend auf die Damen zugeschnitten sind und uns ins Innerste der Personen blicken lassen. Hier von Franz Wittenbrink musikalisch umgesetzt kommt höchstens bei Hausmädchen Louise (hat ungelogen den dreckigsten Lacher der österreichischen Theaterlandschaft: Silvia Meisterle) und Tante Augustine (Sandra Cervik) Stimmung auf. Maestro Christian Frank hat diese aber dennoch bestmöglich umgesetzt. (Anmerkung: Jede der acht Darstellerinnen trägt ein Lied vor, das die Persönlichkeit ihrer Figur unterstreicht oder einen Moment der Wahrheit darstellt.) 

Pauline Knofs Versuch Erotik aufkommen zu lassen scheitert zwar nicht gänzlich, wirkt aber eine Spur zu aufgesetzt. Ihren großen Moment bekommt sie aber spätestens bei ihrem (amourösen) Zicken-Fight mit Bühnen-Witwe Susa Meyer. Zum Schreien komisch ist auch Sandra Cerviks tollpatschiger Versuch, sich vom sexy Hausmädchen in Liebesdingen unterrichten zu lassen. Birgit Hutter (Kostüm) setzt dabei einige der Damen gekonnt in „Wow“-Szene, während sie andere altbacken und grau aussehen lässt. Was dem Gesamtbild aber wieder eine perfekt facettenreiche Partitur der so unterschiedlichen Charaktere liefert.

Lobend zu erwähnen sei hier auch die Lichtstimmung von Emmerich Steigberger, der aus dem einfach gehaltenen Bühnenbild ein Mannigfaltiges zaubert.

Der Hausherr hat mit seinen „Acht Frauen“ einen durchaus vergnüglichen und spannenden Abend geliefert, auch wenn man natürlich nicht umhin kann, die Josefstadt-Frauen mit jenen der prominenten Filmvorlage zu vergleichen.

Föttingers Frauen können hier dennoch locker mit Kalibern wie Catherine Deneuve, Isabelle Huppert, Emmanuelle Béart oder Fanny Ardant mithalten. Chapeau!

FAZIT: Ein amüsantes Krimi-Abenteuer mit viel „Gute-Laune-Faktor“.

 

 

TRAILER
(Produktion: 
Jan Frankl)
[su_youtube url=“https://www.youtube.com/watch?v=2A9t_C2x54s&feature=youtu.be“ width=“1420″ height=“600″] [/su_youtube]

 

BESETZUNG

REGIE
Herbert Föttinger

BÜHNENBILD
Ece Anisoglu

KOSTÜME
Birgit Hutter

MUSIKALISCHE LEITUNG
Christian Frank

DRAMATURGIE
Silke Ofner

LICHT
Emmerich Steigberger

CHOREOGRAFIE:

Simon Eichenberger


Gaby: Susa Meyer
Susanne: Switha Gersthofer

Mamy: Marianne Nentwich

Augustine: Sandra Cervik
Catherine: Anna Laimanee

Louise: Silvia Meisterle
Pierette: Pauline Knof

 

WIENER KAMMERSPIELE
Rotenturmstraße 20
1010 Wien

WEBSITE: www.josefstadt.org/kammerspiele

 

WIR VERLOSEN
1×2 Karten für
„ACHT FRAUEN“ am Do, den 13. Dezember 2018

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29. Oktober 2018

„Böse Frauen“: Er-lesene Geschichte der Hexenverfolgung

Denise Teipel und Cristina Maria Ablinger begaben sich kürzlich (24. Oktober) mit ihrem Programm „Böse Frauen“ erneut auf eine Reise historischer Fälle, Texte und Zitate Rund um das Thema Hexenverfolgung. Die spielerische Lesung wurde musikalisch untermalt mit sphärischen Klängen von Sabine Bacher.

 

He·xe
/Héxe/
Substantiv, feminin [die]
1.
im Volksglauben, besonders in Märchen und Sage auftretendes weibliches dämonisches Wesen, meist in Gestalt einer hässlichen, buckligen alten Frau mit langer, krummer Nase, die mit ihren Zauberkräften den Menschen Schaden zufügt und oft mit dem Teufel im Bunde steht
„eine böse, alte Hexe“
2. 
als mit dem Teufel im Bunde stehend betrachtete, über angebliche Zauberkräfte verfügende Person
„sie wurde als Hexe verfolgt und schließlich verbrannt“
Die Hexe an sich trägt viele Namen: Von Maleficae über Lamia, Striga/Strega, Galstersche, Venefica, Fascinatrix, Pythonissa, Bacularia, Herbaria, Sorcière, Bruja, Witch, Wicca, Túnriđur, Böterin, Vitki oder auch Böse Frau gibt es noch zahlreiche weitere Bezeichnungen für den Stereotypen der kultisch tätigen Frau oder Person.
Doch wer genau wurde eigentlich als Hexe bezeichnet? Als Hexe wurde generell eine Person bezeichnet, die ein umfangreiches Wissen über Heilkräuter und medizinische Anwendungen besaß.
In den meisten Fällen waren Hexen weiblich (etwa 75 bis 80 Prozent der Opfer der europäischen Hexenverfolgung waren immerhin Frauen!), doch auch Männer nannten sich gelegentlich Hexe, in der Folge dann auch Hexer (im Fürsterzbistum Salzburg waren übrigens zwei drittel der verurteilten Personen männlich!).
Als Hexen galten vor allem Menschen, die sich dem christlichen Glauben abwendeten. Rote Haare und spezifische Muttermale galten als signifikantes Zeichen für eine Hexe. 
Die Schauspielerinnen Denise Teipel und Cristina Maria Ablinger begeben sich vergangene Woche (24.10.) in ihrer musikalisch untermalten Lesung (Gitarre: Sabine Bacher) auf eine Zeitreise der Hexenverfolgung vom Mittelalter bis ins Hier und Jetzt. Die einst größtenteils tödlich endende Hexenphobie wurde in der Neuzeit immerhin zu einem beliebten, spirituell-feministischen Kult.
Gekleidet in eleganten, schwarzen Kleidern von Designerin Irina Hofer passte das leicht schnuddelige Ambiente der in die Jahre gekommenen Arena Varieté Bar im fünften Wiener Gemeindebezirk hier als perfekter Gegensatz zu den so adrett ausgestatteten  Frauen. Siglind Buchmayer hat die schicken Frauen perfekt fotografisch in Szene gesetzt.
Wer hier eine rein statische Lesung erwartet, der irrt. Die Frauen wechseln die Rollen wie ihre Kleider. Und geben einen guten Einblick in die verschiedenen Blickwinkel der Hexenverfolgung. Zuletzt bleibt ein flaues Gefühl im Magen und man ist froh, dass es heute „en vogue“ ist, eine Hexe/“Böses Frauchen“ zu sein. Wer will schon am Scheiterhaufen enden, nur weil er die Erkenntnis hat, dass es mehr zwischen Himmel und Erde gibt als die meisten Menschen sehen (wollen).

Fazit: Ein erschreckend informativer Abend mit vielen realen, historischen Fällen und Zitaten der Hexenverfolgung in Europa. Gespielt von zwei wunderbaren, modernen „Bösen Frauen“.

ÜBER DAS ENSEMBLE

Das SpielBAR Ensemble wird seit 2015 in neuer Zusammensetzung von Cristina Maria Ablinger und Denise Teipel geleitet. Die Künstlerinnen mit türkisch-deutschem und kolumbianischem Hintergrund und haben sich bei der Produktion HEROES (Uraufführung Januar 2015, Werk X Eldorado) in Wien kennengelernt. Bei der Zusammenarbeit an dieser Produktion entstand die Idee, gemeinsam einen Ensemble zu kreieren, das sich mit den Kernthemen Frauen, Migration und gesellschaftsrelevanten Entwicklungen befasst. Das Ensemble legt mit seiner Arbeit den Fokus auf Frauen und Literatur von Frauen aus Vergangenheit und Gegenwart, sowie auf aktuelle gesellschaftspolitische Themen.

WEITERE AUFTRITTE:

geplant für Anfang 2019 in Wien

 

WEBSEITE: verein-spielbar.com
FACEBOOK: www.facebook.com/vereinspielbar

 

 

WIR VERLOSEN
2×2 Karten für „BÖSE FRAUEN“Anfang nächsten Jahres

(Termin wird noch bekannt gegeben!)

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20. Oktober 2018

„KILL ILL“ – Der Besuch der alten Dame

Während Maria Happel erst kürzlich in Friedrich Dürrenmatts Klassiker im Wiener Burgtheater auf Rachefeldzug ging, verkörperte Grande Dame Andrea Jonasson am vergangenen Premieren-Donnerstag (18.10.) am Theater in der Josefstadt  die  rachsüchtige Rich-Bitch Claire Zachanassian mit authentischer Meisterhaftigkeit. Regie führte Stephan Müller.

Rache abseits von Hollywood: Im Gegensatz zu Quentin Tarantinos Filmklassiker „Kill Bill“ übt hier eine schwerreiche, alte Frau (und ja, auch Braut!) Vergeltung an ihrer Jugendliebe Alfred Ill. Bill wird zu Ill. Das Motiv, das im Stück „Der Besuch der alten Dame“ vorliegt ist wohl bis heute der Inbegriff einer schwer monetären Tragik-Komödie und könnte aufgrund seiner starken Überzeichnung auch durchaus einem Tarantino-Streifen entstanden sein. 

In der Nachkriegszeit gab es nicht nur in Friedrich Dürrenmatts Heimat, der Schweiz, einen starken ökonomischen Aufschwung. Die aufstrebende Wirtschaft und das damit verbundene Geld prägte die gesellschaftliche Stimmung, der allgemeine Wohlstand stieg rasant an. Dies führte zu einem sogenannten Mentalitäts-Change. Geld wurde, wie so oft in der Geschichte, als wichtigstes und höchstes Gut angesehen. Menschen weltweit glaubten – und glauben bis heute – mit Geld sei alles machbar. Das mag zum Teil auch stimmen. Aber eben nur zum Teil. 

Denn wie viel ist ein Menschenleben überhaupt wert? Unstillbarer Reichtum (und Leben auf Kredit) führen in den meisten Fällen unweigerlich zu einem Verlust des menschlichen Wertesystems, machen Freunde zu Feinden und Menschen zu Mördern. Geld kann niemals etwas so Lebensnotwendiges wie Gesundheit, Liebe oder Moral erkaufen. Das Schicksal der männlichen Hauptfigur Alfred Ill wird  im „Besuch der alten Dame“ ausschließlich von der Geldgier der Bewohner Güllens bestimmt – initiiert durch die bitterböse Rache einer zu Wohlstand gekommenen Dirne, die statt einem Kampfschwert ihr Bankkonto einsetzt.

Mit ungewöhnlich hohem medialen Aufgebot versammeln sich also die Güllener samt angereister Presse, um die Milliardenschwere Unternehmerin Claire Zachanassin (fabelhaft in ihrem Element: Andrea Jonasson) zu empfangen, die nach 45 Jahren zurück in ihre Heimat kommt, um einen perfiden Rachefeldzug  an ihrer Jugendliebe Alfred Ill (Michael König) zu nehmen. Den Namen „Zachanassian“ hat Dürrenmatt übrigens aus den Nachnamen der historischen Milliardäre Zaharoff, Onassis und Gulbenkian zusammengesetzt. 

Doch zurück zum eigentlichen Ursprung allen Übels: Um einer Vaterschaft zu entgehen, bestach Ill einst zwei wichtige Zeugen in seinem Prozess gegen die erst 17-jährige schwangere Claire, die in der Folge bei Nacht und Nebel aus Güllen und vor der Schande fliehen musste. Während Alfred aus finanziellen Gründen die Tochter eines Ladenbesitzers ehelichte (Elfriede Schüsseleder) und ihm zwei gesunde Kinder geschenkt wurden (Grazil und schön anzusehen wie einst Grace Kelly: Gioia Osthoff und Bad-Boy-Sohn Tobias Reinthaller),  starb Claires uneheliches Kind abseits der Mutter mit nur einem Jahr.

45 Jahre später ist Güllen ein krisengeschütteltes, Kleinstädtchen mit einer implodierten Industrie (auch hier hat die perfide Alte natürlich längst ihre Hände im Spiel) und noch existenziell kollabierteren Charakteren, wie zum Beispiel der hinterlistig und körperlich verwitterte Bürgermeister (Siegfried Walther), der minderintellektuelle Dorflehrer (großartig: André Pohl), der wendehalsige Dorfarzt (Alexander Strobele) der spleenig-gruslige Dorfpfarrer (Johannes Seilern), der schließlich auch zum Sünder wird oder der auf Rambo aufgepumpte Gesetzeshüter (Oliver Huether). 

Und so macht die mittlerweile zu 90 Prozent aus Prothesen bestehende Zachanassian bei ihrem Ehrenbankett auch gleich tabula rasa: Sie will der Stadt und seinen Bewohnern eine Milliarde für den Tod jenes Mannes zahlen, der sie in Jugendjahren eiskalt abserviert hat. Dieses höchst unmoralische Angebot macht die Bewohner Güllens zu Richter und Henker gleicherlei. Zeigen sie sich anfangs noch loyal gegenüber Ill, ist die Versuchung eines endlich realisierbaren Luxuslebens auf Dauer einfach zu groß. Nicht nur der Bürgermeister, Lehrer, Arzt, Polizist und Pfarrer verfallen dem schnöden Mammon, selbst seine eigene Familie wendet sich unter dem Deckmantel der Gerechtigkeit schließlich gegen ihn.

Ill muss sich in Güllen wie einst Julius Cäsar in jenem unheilvollen Senatssaal fühlen, wo er, mit grausamer Vorahnung, jederzeit von seinen Freunden und Vertrauten wie ein wildes Tier getötet werden kann. Der Panther (auch Ills ehemaliger Kosename) der Milliardärin ist noch dazu entlaufen und bietet den Bürgern somit das perfekte Alibi, sich zu bewaffnen. 

Die immer aufdringlicher werdende Präsenz der TV-Reporterinnen (Martina Stilp und Alexandra Krismer) zeigt unsere gegenwärtige Senstations-Geilheit mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Trotz des pechschwarzen Humors des Stückes bleibt einem das Lachen aber spätestens in der filmisch aufbereiteten Hinrichtungsszene Ills im Halse stecken. Die ehemals loyalen Freunde mutieren zum todbringenden Brutus.

Die langgeplante Rache hat Claire schließlich bekommen. Der Preis dafür war allerdings nicht nur in finanzieller Hinsicht enorm hoch. Sie ist nicht wie Uma Thurman im Film die strahlende Siegerin, die mit aller Kraft für sich und ihr Kind Gerechtigkeit erkämpfte. Nein, zurück bleibt lediglich ein körperliches, seelisches wie moralisches Wrack in edlem Zwirn (Kostüm Birgit Hutter. Die Idee mit den gelben Schuhen gefällt, die Kleider von Claire und Ills Tochter sind ein Traum).

Großartig ist auch das Bühnenbild von Sophie Lux, klug die Idee der Videoprojektionen, die eine moderne „Breaking-News“-Berichterstattung und Aktualität vermitteln, wenn auch mit kleinen Fehlern hie und da. Die fehlende Lippen-Synchronität  mag hier vielleicht sogar erwünscht sein, man weiß es nicht. Die (Lounge-) Musik von Fabian Kalker schafft es, gewisse Längen kurzweiliger und amüsanter zu gestalten. 

Besonders herausragend waren an diesem Abend vor allem drei Personen: Andrea Jonasson als menschlich gebrechliche und geistig beinharte Geschäftsfrau, Markus Kofler als Zachanassians amüsanter Haus-und Hofbutler (das Königsfach Komödie liegt ihm einfach) sowie deren italienischer Ehemann (Lukas Spisser), der seine Situationskomik so bravurös ausspielt, dass man ihm Rosen streuen möchte. König spielt den unfreiwilligen Märtyrer eine Spur zu überspitzt. Dem Publikum hat’s gefallen.

Fazit: Keine legendäre aber zumindest eine originelle wie topaktuelle Version des beliebten Bühnenklassikers. Am zweiten Teil hätte Regisseur Stephan Müller vielleicht noch etwas arbeiten können. Ansonsten ein durchwegs amüsanter Abend, der uns zeitweise erschauern lässt.

 

 

TRAILER: Jan Frankl

[su_youtube url=“https://youtu.be/gDoFpKBCkWQ“ width=“1420″ height=“600″] [/su_youtube]

BESETZUNG

REGIE
Stephan Müller

BÜHNENBILD & VIDEOS
Sophie Lux

KOSTÜME
Birgit Hutter

MUSIK
Fabian Kalker

DRAMATURGIE
Barbara Nowotny

LICHT
Pepe Starman


Claire Zachanassian, geb. Wäscher: Andrea Jonasson
Ihre Gatten: Lukas Spisser

Ihr Butler: Markus Kofler

Alfred Ill: Michael König
Bürgermeister: Siegfried Walther

Pfarrer: Johannes Seilern
Arzt: Alexander Stroblele
Lehrer: André Pohl
Polizist: Oliver Huether
Ills Frau:  Elfriede Schüsseleder
Ills Tochter: Gioia Osthoff
Ills Sohn: Tobias Reinthaller

Reporterin I: Martina Stilp / Reporterin II: Alexandra Krismer

Blumenmädchen: Arwen Hollweg/ Anna Breyvogel

 

THEATER IN DER JOSEFSTADT
Josefstädter Straße 26
1080 Wien

WEBSITE: www.josefstadt.org
FACEBOOK: www.facebook.com/TheaterinderJosefstadt

 

WIR VERLOSEN
1×2 Karten für
„DER BESUCH DER ALTEN DAME“ am So, den 18. November 2018

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