EINSAMES SPIEL – Die zerstörerische Macht des Geldes
Jedes Mal, wenn ich ins „BRONSKI“ komme, denke ich mir: „was für ein bezauberndes Theater“. Ein charmant einnehmender Familienbetrieb, ganz ohne Spießeretikette. SPIEL IM MORGENGRAUEN spielte es letztens und unmittelbar dachte ich an die Verfilmung mit Fritz Karl. Wie bitte soll ein einzelner Akteur diese verzwickte Geschichte in nur 75 Minuten erzählen? Alleine? Doch es funktioniert! CHRISTIAN DOLEZAL führt souverän durch die Geschichte um die Macht des Geldes. Muss man anfangs vielleicht noch etwas konzentriert sein, um dem Text zu folgen, kippt man spätestens nach 5 Minuten ganz in die Materie hinein. Ein Offizier und Gentleman, der seine Spielsucht nicht unter Kontrolle hat. Und so in eine Ehrenschuldenfalle tappt. Der hofft, sein betucht-potenter Onkel könne ihm noch einmal aus der Patsche helfen. Weit gefehlt, denn dieser ist längst seiner dominanten Frau verfallen, die streng matriarchalisch das gesamte Vermögen verwaltet. Und schlimmer noch, man kennt die Dame, die einst Dirne war. So sieht unser- immer mehr dem Untergang geweihte- Spieler doch noch einen Ausweg. Wer wissen will, wie die Geschichte endet, muss selber ins Theater gehen.
CHRISTIAN DOLEZAL vermag gekonnt in mehrere Rollen zu schlüpfen, spielt feinfühlig den in Ungnade gefallenen Offizier. Sein schicker Anzug verwandelt sich mit ihm in eine Uniform. Die Sprache gleicht oft einer seltsam anmutenden Melodie. Ich bin berührt. Und voller Hochachtung vor so viel Einzeltext. Das Publikum dankte es ihm schließlich mit begeistertem Applaus.
Nach der Vorstellung haben wir CHRISTIAN DOLEZAL in der FLAMINGO BAR des BRONSKI & GRÜNBERG Theaters zum Interview getroffen.
© Philine Hofmann
SCHiCK: DANKE, Christian, dass du dir noch die Zeit nimmst, uns ein Interview zu geben.
DOLEZAL: Natürlich, gerne!
SCHiCK: Warum dieses Stück? Warum Schnitzler? Hat er eine besondere Bedeutung für dich?
DOLEZAL: Schnitzler ist nicht nur mein Lieblingsautor, sondern der größte Autor, den Österreich jemals hatte. Jedenfalls ist das meine Meinung. Und ich denke, dass er am Theater mittlerweile sogar unterrepräsentiert ist. Ich habe mich in die Sprache schon als Jugendlicher verliebt. In diese feine, psychologische, -mit dem Skalpell sezierende – Situationsbeschreibung. Diese Geschichten sind zudem so überraschend, dass ich einfach Lust hab´, diese Geschichten zu erzählen. So einfach ist das. Und da es ja ein Soloabend ist, kann ich natürlich damit hantieren wie ich will. Man ist sehr flexibel damit und es macht mir große Freude.
SCHiCK: Wann wurde dir denn bewusst, dass du Schauspieler werden möchtest?
DOLEZAL: Ursprünglich wollte ich ja MICK JAGGER werden. Spaß beiseite, anfangs wollte ich Musiker werden, war ich ja auch lange. Erst später habe ich die darstellende Kunst für mich entdeckt. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte ich schon lange Musik gemacht und dachte mir, jetzt probiere ich einfach das aus. Ich habe dann auch gleich Engagements bekommen und Geld verdient, davon leben können, so dass ich die Musik mal auf die Seite gelegt habe.
SCHiCK: Apropos Geld: Wie wichtig ist Geld?
DOLEZAL: Mir wurde als Anfang- 20-jähriger recht schnell klar, dass ich meine Miete bezahlen muss und deshalb hab´ ich mich auch auf das konzentriert, was meine Brötchen bezahlt.
SCHiCK: Macht Geld glücklich?
DOLEZAL: Nein, aber Geldmangel unglücklich.
SCHiCK: Fühlst du dich eigentlich mehr beim Film oder beim Theater zu Hause?
DOLEZAL: Ich bin wahrscheinlich mehr beim Theater zu Hause. Ich habe zwar solche Serien wie SCHLAWINER sehr geliebt, und ich hoffe auch, dass wir das weiterdrehen werden, aber den Hauptteil meiner Zeit verbringe ich schon mit dem Theaterspielen.
© Philine Hofmann
SCHiCK: Gibt es irgendetwas, im realen Leben, was dir peinlich ist?
DOLEZAL: Relativ wenig, weil ich darauf achte, mich nicht in Situationen zu bringen, die mir peinlich werden könnten.
SCHiCK: Wie lernst du Text? Das ist doch eine ganze Menge an Text, die du da im Kopf haben musst.
DOLEZAL: Ganz normal. Satz für Satz. Absatz für Absatz. Zuerst lese ich natürlich mehrmals den Text und achte darauf, was er in mir auslöst. Und ich achte besonders darauf, welche Musikalität er hat. Ich gehe wohl mit musikalischem Empfinden an die Texte heran und bringe in Erfahrung, was er für einen Sound hat. Ich denke, wenn ich etwas Gutes sagen kann über mich als Schauspieler, dann, dass ich ganz gut den rechten Ton treffe, der einen Text so zum Klingen bringt, dass er auf der Bühne funktioniert. Das ist sehr unterschiedlich, das ist bei SCHNITZLER anders als bei WERNER SCHWAB beispielsweise, oder bei HORVÁTH. Oder auch bei GLAVINIC zum Beispiel. Was mich bei Glavinic beeindruckt ist, dass jedes seiner Bücher einen individuellen Sprachklang hat, und den muss man sich aneignen, dann funktionieren diese Texte laut gelesen oder gespielt sehr gut. Es ist also jede Theateraufführung oder eben diese Monologe immer ein musikalischer Vorgang, ein musikalischer Akt.
SCHiCK: Bist du eigentlich jemals dem Glückspiel verfallen?
DOLEZAL: Nein…
© Philine Hofmann
SCHiCK: Kein Gambler?
DOLEZAL: Nein, gar nicht. Ich habe eine Zeit lang sehr gerne TEXAS HOLDEM POKER mit Freunden gespielt. Einmal vor einem Rock Konzert, wo ich viel zu früh dran war und ich dachte, dieses Spiel schon einigermaßen zu beherrschen, ging ich in ein gegenübergelegenes Kartencasino und bin in etwa zehn Minuten um 200.- Euro gebracht worden. Also um beim Glückspiel wirklich einzusteigen, da muss man schon sehr, sehr gut sein um irgendwie mitzuhalten zu können. Ich weiß, dass die alle so gut und so miteinander verabredet sind, gegen die kannst du einfach nicht gewinnen. Da steh ich auf verlorenem Posten. Wie man auf schön Wienerisch sagt: „I teifel mi da ned eine“.
SCHiCK: Das heißt, du bist schon ein sehr rationaler Mensch?
DOLEZAL: Das würde ich nicht sagen, dass ich ein rationaler Mensch bin, mir ist nur mein Wohlergehen wichtig.
SCHiCK: Gibt es irgendeine Traumrolle, die du gerne spielen würdest, noch nicht gespielt hast?
DOLEZAL: Es gibt viele Rollen, aber natürlich möchte ich in Zukunft gerne auch die Ensemblestücke von Schnitzler spielen. Und eine meiner Traumrollen hab´ ich mir ja jetzt sozusagen eh selbst geschenkt, indem ich als Intendant von HAAG den „DON QUIJOTE“ aufführe und spiele, das ist sicher eine meiner Traumrollen (REGIE: STEPHANIE MOHR).
SCHiCK: Da sind wir auch schon bei deinen nächsten Projekten: “DON QUIJOTE“ spielt es in HAAG von 05.07.–12.08.2017.
DOLEZAL: Genau!
SCHiCK: Letzte Frage: Wie gehst du mit Kritik um?
DOLEZAL: An und für sich muss man sich schon anhören, was die Leute zu einem sagen, sonst kommt man ja nicht weiter. Aber wie man das für sich selbst bewertet, mach ich natürlich davon abhängig, WER etwas zu mir sagt. Ob das jemand ist, dessen Meinung ich schätze. Im Grunde höre ich mir immer sehr genau an, was das Publikum sagt und was für Eindrücke es hat, denn das ist ja letzten Endes meine Kundschaft.
SCHiCK: Jemals eine Kritik, die du dir selber sehr zu Herzen genommen hast?
DOLEZAL: Das gab´s in 20 Jahren Schauspielerei schon sicher sehr, sehr oft. Da gab´s auch Kritiken, die mich verändert haben als Schauspieler, oder auch weitergebracht haben. Hat´s DIR gefallen?
SCHiCK: SEHR! Wirklich! Schönes Stück. Ich kenne ja auch den WERTHER, also einige Stücke von Schnitzler….
DOLEZAL: Der ist von Goethe…
SCHiCK: Meine Güte, das ist Goethe, stimmt. Gott, ist das peinlich, das bringen wir jetzt lieber nicht im Interview.
DOLEZAL: Oha, bitte bring‘ das (lächelt)
SCHiCK: Ok, dann bring ich´s! Danke dir für das Interview und weiterhin viel Erfolg!
Christian Dolezal führt als Erzähler durch die Geschichte des jungen Leutnant Kasda, der für einen ehemaligen Kameraden, welcher in einer prekären finanziellen Situation steckt, seine letzten 100 Gulden im Glücksspiel riskiert. In einer dramatischen Abfolge von Glück und Pech erweist sich: das Leben ist ein Glücksspiel. Arthur Schnitzlers grandiose Novelle erzählt dies spannend wie ein Kriminalthriller und feinfühlig wie ein Tschechowsches Drama. Es ist das Drama eines ganzen Menschenlebens, komprimiert in 36 Stunden, spielerisch erzählt in 75 Minuten.
„Für mich sind Schnitzlers Novellen großes Theater, weil in ihnen eine zwingende Theatralik offenbar wird, eine unheimliche Dramatik, die nicht mit Lautstärke oder Staatsaktion auftritt, sondern ganz leise, scheinbar wie von selbst ihre Menschenfiguren an den lebensbedrohlichen Abgrund führt und so vor die eigene Lebensentscheidung stellt.“ – Hermann Beil
Arthur Schnitzler
Spiel Im Morgengrauen
Eine dargestellte Novelle
mit Christian Dolezal
Leitung: Hermann Beil
10.03.2017, 19:30 Uhr
Kulturszene Kottingbrunn
Schloss 1, 2542 Kottingbrunn
www.kulturszene.at
www.facebook.com/KulturszeneKottingbrunn
18.05.2017, 19.30 Uhr
Theaterzyklus Hartberg
Festsaaal der Stadtwerke-Hartberg-Halle
Preßlgasse 10, 8230 Hartberg
www.hartberg.at
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